words

[neun oden]

1

Es befruchtet mich
mein Kumpan, der Forst.
der Hahn ist offen
Kikerikii
und die Augen.

Es kommt und fließen
Wort und Träne

**

2

Mein Element, die Stille,
birgt mehr als ein Geheimnis.
Gesucht gefunden
verschwiegen verloren.
Allein der Blick spricht Bände

Mein stiller Appell, mich zu entziffern,
schreit mir aus der Haut:
es bittet um Verständnis
einer,
dem die Zunge, kaum hatte er
den Umgang damit erlernt,
nur mehr zum Küssen taugte,
und später nicht mal dazu.

Mein stiller Appell, mich zu entziffern,
schreit mir aus der Haut:
es bittet um Verzeihung
einer,
dem Strang um Strang
die Wurzeln gekappt worden sind,
der stürzte und nun wieder steht,
doch geht nur mit kleinem Schritt,
unwärts, ab.

**


3

Neun Oden;
jeden Tag ein Lächeln
ohne zu viel Worte,
daheim willkommen sein.

Neun Oden;
kein Tag ohne Träne,
die ungeweinten schmecken bitterst
tief unten im Hals.

Neun Oden;
jeden Tag vergessen
erkennst du dein Versagen
und schämst dich deiner Scham.

Neun Oden;
den Traum verträumt geträumet
die Möglichkeit erkannt:
jetzt, hier und immerzu.

Neun Oden;
Vertraulichkeit verloren,
Verlässlichkeit verlassen,
Verständnis von Ganz Oben.

Neun Oden;
verstehen unverständlich,
Verschwiegenheit verschworen,
nur Dir sich offenbart.

Neun Oden;
voller Dank der Gnade,
unerforschte Heimat:
Heimat? unerkannt.

Neun Oden;
die Schwarze Saat selbst keimet
im Schatten deines Lächelns
dunkelstrahlendhell.

Neun Oden;
die Sicherheit vernommen,
die immer nur und immer,
ein einzger bieten kann.

**


4

Umgib mich mein Bruder,
erklär mir die Heimat
lösche mein Durst und bette mein Haupt;
die Hauptsache ist
wir haben einander
im stillen Einklang
den Glauben genießt,
an dich und die Zukunft
in deinem Namen,
dass alles kommt,
wie es kommen soll.

**


5

Ich bin nicht von hier,
noch bin ich von dort
Doch kenn ich jeden Stein
den Klang und den Geruch

die Stadt, die mir vertraut,
des Kind ich trage aus
als Erbe tief im Kopf
des Rücken mir gekehrt
des Wege mir geebnet,
den Auszug zu bestreiten, den Ausweg zu beschreiben

**


6

Heimat in der Erinnerung,
Weltzeit im Geruch -
beschwört die besten Geister
beschwört mir tröstend ausgebreitete Arme
küsst mich wach
und erlöst mich vom Alp des Heute.

Ort im Klang
bist mein Bett und
der lebendige Schritt
tritt durch die Himmelweite Pforte,
hinaus ins Gestern
zitiert meine Lehre
hilft gehorchen.

Erinnern macht mich besser,
Ort rückt näher,
Welt liebt uns!
Erinnern macht mich besser:
Klang dringt ein,
hilft Träne tränen.

**


7

Ins Brandenburgische:
es wispern
die Orte der Vergangenheit
rückt näher
im Beifahrersitz
den Finger auf den Lippen:
schsch....
horch was es zu sagen gibt:
in dir sein
durch dich leben
wachsen lachen weinen sterben
kommen wiederkommen
kehren und
wiederkehren

**


8A

Mein hagebuttenroter Traum
der Raum
in dem ich konnte

aus sein wird wollen
unser Glück
unser Lied
unser Leid
mein butterbrotbschmierter Leib
Wagon deiner Treue;

sich traut zu bemerken
deine Schattenseite
von Seidenschatten
umflort
weiß um den Preis
des Geheimen
weiß um die wunderbare Last
meiner Gedanken
weiß um das Wunder
des tauschweren Lides
im hagebuttenroten
Spätsommermorgen.

**


8B

Frühabendliche Kühle
spätsommerliche Liebe
es berührt mich innig
der Klang der Stille

es bewegt mich einzig,
das Tal der Welle

bis der Schwimmer japst
und mir dämmert:
dieser Moment
verweilt für immer.

**


9A

Kein Abschiedswunsch
kein Wanderlust
Turbinentinnitus
sonor wispert sich füllender Raum
Segregat wird mit Argwohn beäugt
bin selber Teil
des kurzen Endes
Am Flügel endet,
was am Flügel begann
neun Morgen zuvor
dieselbe Übelkeit
erholte Müdigkeit
gesteigerter Rastwunsch:
Suche nach Ausweg.

Die Frage nach Heimat
beantwortet im Schlaf,
die Frage nach Zukunft
beantwortet im Alp,
die Frage nach Günden
stellt sich nicht

der Drang, zu fragen
erstribt im Augenblick

und mit jedem Morgen
rückt die Antwort näher
und das Ende
ist der Anfang von allem

**


9B

Glanz der Wade
Scheitel schimmert
schimmert für immer
im Haargeflimmer

Flirrender Atem
heimliche Haut
beschleunigt die Wünsche,
völlig versaut.
Chance auf Vergebung,
gewährt getan

vergisst man zu schnell
und fängt wieder an.


25.8. - 2.9.2007, Berlin / © jänz...!


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