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[mann muss immer weiter]

sub_1. man muss immer weiter durchbrechen; 2000er Hit von Egoexpress, das dazugehörige Album Bieker fand ich eher schwierig und etwas belastend. Vielleicht habe ich es aber auch bloß zur falschen Zeit gehört. Die Dinge ändern sich mit der Zeit oder die Sichtweise darauf.
sub_2. mitfahren im Egoexpress, ich schaue an mir herunter, sehe auf meine Schuhe, Hose, Hemd – höher komm ich nicht mit schauen, weil mein Hals dann zu kurz ist – doch ich komme über den Tellerrand, mit Mühe und auf Zehenspitzen. Kein großer Betrieb hier, ist aber nicht schlimm, ist ja eine kleine Stadt und übersichtlich. Kleinstädte sind nicht per se übersichtlich, denn ihre Komplexität ergibt sich ja vielmehr aus ihrer inneren, ihrer Sozialstruktur als aus ihrer flächenmäßigen Ausbreitung. Sozialstrukturell kann Cottbus also durchaus mit Berlin verglichen werden oder Dresden oder New York – diese sind einfach nur größer.
sub_3. schwarzfahren im Egoexpress, im Regionalexpress nach Berlin: die große Schwester oder Mutter oder Vorhölle oder so. Bin hier nicht der einzige, den ich kenne. Ständig sind wir unterwegs, in roten Zügen durchqueren wir mit grauer Geschwindigkeit den derzeit fast sommerlich grünen Raum Brandenburgs. Cottbus im Zentrum unseres Mikrokosmos, und ständig nur ein Transitort. Ignoranter Studentenstandpunkt. Selbstverständlich! Ich bin auch nicht besser als die viel bescholtenen; vielleicht reiht sich ja so mancher mit ein, der bei der Beobachtung seiner selbst nicht auch schon nach dem Hemd aufgibt und vielleicht hilft, das unterwegs sein als Qualität zu begreifen oder gar im Kerouacschen Sinne als Aufgabe einer Generation, sofern man nicht dazu gezwungen wird und Dinge auf der Strecke bleiben.
sub_4. biete Räuberleiter zum über-den-Tellerrand-schauen. Aber Schuhe aus, dann ist man sich näher! Über den Tellerrand hinweg sehen wir uns um, blicken zurück oder nach Hause. Zu Hause ist man nur ganz in sich selbst, niemand muss sich die Augen verrenken. Über den Tellerrand hinwegsehen gilt aber auch nicht!
sub_5. ich bin der Neue. Berlin – Poznan – Cottbus. Scheuklappenstudent vielleicht, das überlasse ich anderen. Gerade in Berlin, bei Muttern. Gut dreißig Grad, Betrieb, Leute, die große Stadt. Jaja... zu Hause für manche, vor Ort oder in sich drin oder beides. Alles Teile eines großen Ganzen. Ohne Cottbus keine Connection, keine Liebe, keine Freunde und und und. Diese Geschichte kann sich jeder selbst weiterschreiben.
Und zwar nicht nur in Cottbus.
Und zwar jeder.
Alles hängt zusammen, durch unsere Geschichten, alles voller wenn und dann. Keine Mauern verstellen den Blick, überall Hände und Gesichter, rasend im Egoexpress. Unterwegs sein verträgt auch sehr gut Stationen und der vom langen sitzen steife Hals eine Lockerung.
Ich bin der Neue. Gerade unterwegs, keine Ahnung ob die Zeit reicht. Schöne Grüße aus Berlin. Nächstes Mal mehr Struktur, mehr [Ge-]halt, mehr Zeit, wieder von Unterwegs mit Blick über alle sich bietenden Schultern hinweg.
sub_6. man muss immer weiter..

© jänz...!


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