[should want it all]
Keine Zeit für Bescheidenheit, habe ich mal gesagt vor gut zwei Jahren.
Mittlerweile habe ich mich von dieser doch zweifelhaften Tugend verabschieden
können, hatte ich doch auf den langen Autofahrten in den letzten
sechs Monaten reichlich Zeit und Gelegenheit, darüber zu sprechen,
das Beobachtete und Erlebte zu rezensieren und mich dabei lautstark und
unbescheiden aus sämtlichen offenen Wagenfenstern zu lehnen, um der
Idee Ausdruck zu verschaffen.
Am Ende steht die These, dass Bescheidenheit als Tugend doch nicht so
schlecht ist, allein schon, um Erwartungshorizonte überschaubar zu
halten. Das könnte auch als Faulheit missverstanden werden, gebe
ich zu, was ich meine ist viel mehr, dass dadurch eine ungesunde Selbstüberhöhung
ausbleiben kann, die andernfalls durch großmaßstäblich
vorgetragene Heldensagen, die den Erzähler zur Hauptperson haben,
leicht entsteht und im freundschaftlichen Umfeld zu Entfremdung führt.
Dies eben war meine Beobachtung, weshalb die Diskussion überhaupt
erst aufkam.
Bescheidenheit in dem, was man selber einfordert – von sich wie
vom Leben selbst – ist dabei nicht vonnöten, denn genau an
dieser Stelle könnte doch der Zündfunke des Ehrgeizes aufflackern
und ein angenehm warmes Feuer entfachen.
© jänz...!