[if i ever feel better]
In Verachtung einer gewissen Neujahrsmanier habe ich mir auch dies Jahr
speziell nichts vorgenommen, zu dessen unbedingter Einhaltung mich der
Jahreswechsel nötigen würde. Im Grunde sind sich sowieso alle
im Klaren darüber, dass Sylvester und Neujahr lediglich als Alibi
für Willensschwache herhalten müssen, die es anderweitig nicht
schaffen, aus der Hüfte zu kommen.
Genaugenommen ist es eine Nacht und ein drauffolgender Tag wie alle anderen
auch, und genau das sollte einem ja zu denken geben, denn da dem so ist,
kann man ja gewissermaßen jeden Tag damit anfangen, etwas in die
Wege zu leiten oder sich meinetwegen auch einen guten Vorsatz ausdenken,
der in der nächsten Zeit umzusetzen sei. Zum Beispiel – ganz
klassisch – mit dem Rauchen aufhören. Der gute Vorsatz schlechthin.
Ich habe seinerzeit noch vor Weihnachten mit dem Rauchen aufgehört.
Vielmehr weil es sich einfach so ergeben hat als gezielt diesem Neujahrsverpflichtungsdruck
vorzubeugen. Das war vor zwei Jahren und ich bin immer noch clean. Es
geht also, und ich will mich bestimmt nicht als den solidesten hinstellen.
Aber danach ging es mir blendend, mein Kreislauf funktionierte bestens,
ich fror nicht mehr und so weiter.
Leider schließt Willensstärke nicht automatisch ein Phlegma
aus, dass sich wunderbar auf andere Lebensbereiche niederschlagen kann.
Ich habe wieder angefangen, grundlos zu frieren, hier in Madrid im neuen
Jahr. Fast unerhört, aber ich mache niemanden dafür verantwortlich
außer mir selbst.
Die Sonne lacht, der Himmel ist sehr blau, dabei ist es winterlich kalt
– für iberische Verhältnisse – immerhin seit fünf
Tagen ohne Niederschlag.
Wenn ich unterwegs bin, mich bewege, ist alles im erträglichen Bereich.
Kehre ich nach Hause zurück und verharre dort, um beispielsweise
die Handwerker bei der Demontage unserer und der angrenzen Wohnungen zu
beaufsichtigen, beginne ich schnell, zu frieren, an Händen, Füßen
und am Leibe, was ich aber einzig mir und nicht dem Klima zuschreibe.
Denn das Phlegma regiert!
Das so genannte neue Jahr ist nunmehr gute zwei Wochen alt, der Abstand
zum Jahreswechsel ist langsam nun also doch schon groß genug, um
ein Angehen meinerseits gegen die Winterfaulheit als Akt des Willens und
nicht als Verzweiflungstat im Rahmen tradierter Neujahrsmanier zu rechtfertigen.
So rede ich mich vorzüglich raus - vor mir - seit zwei Wochen und
alles, was ich davon habe, sind kalte Füße.
So kann es nicht weiter gehen! Ich koche mir erstmal einen Kaffee. Kaffee
2003, der Glaube an die Rettung durch andere Drogen, gesellschaftlich
anerkannte. Nahrungs- oder Genussmittel, genau wie Winter und Musik. Zieht
euch dicke Socken an und setzt Mützen auf, denn die meiste Körperwärme
geht über den Kopf verloren. Vielleicht auch weil wir soviel reden;
haltlos gehaltlos! Alles Gute und bis bald,
© jänz...!